Loslassen.
Immer wieder müssen wir Geliebtes gehen lassen, damit Neues in das Leben kommen kann; Damit die Veränderung geschehen darf.
Heute war ich bei meiner Grossmutter im Pflegeheim. Ihr zarter Körper ist hier, atmend, funktionierend, doch sie selber scheint wo anders zu sein. Und doch will oder kann sich die Seele noch nicht ganz lösen. Sie scheint irgendwo zwischen Himmel und Erde zu schweben.
Einmal mehr wurde mir vor Augen geführt, wie vergänglich diese Hülle, in der wir unser Leben hier bestreiten, doch ist.
Als ich das Zimmer betrat, hat sie mich erkannt. Mit Tränen in ihren fast erblindeten Augen, meinte sie, dass ich immer schöner werde. Kurz darauf schlief sie ein, auch wenn sie mit ihrem Körper rang und versuchte wach zu bleiben. Ab und zu öffnete sie dann ihre Augen wieder, ohne aber ganz im Hier bei mir anzukommen.
Diese Begegnung mit ihr war wunderschön. Ich sass eine gute Stunde an ihrem Bett und beobachtete, wie sich ihre Brust gleichmässig hob und senkte. Wie zerbrechlich, beinahe durchsichtig sie war, meine Grossmutter, die zu früheren Zeiten eine stets so kämpferische und grosse Frau verkörperte.
Eine grosse Ruhe und Gewissheit erfüllten mich, als ich so da sass; Schon ganz bald wird sie Zuhause sein. Dieses eine Abenteur hier neigt sich dem Ende zu. Und ich wünsche ihr aus tiefstem Herzen, dass sie nun sanft gehen und endlich frei sein darf.
Nun, sie nimmt sich so viel Zeit, wie sie muss oder braucht, aber es ist an der Zeit los zu lassen. Im Wissen, dass wir trotzdem immer verbunden
sein werden.
Bild via surviveinfidelityhq.com
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