Seit genau der Hälfte meines Lebens esse ich kein Fleisch mehr. Als ich vierzehn war, sah ich eine Reportage über Tiertransporte im Fernsehen und für mich war von einer Sekunde auf die andere klar, dass ich zu diesem furchtbaren Leid nicht mehr beitragen wollte.
Mein Entschluss wirbelte gehörig Staub auf; Nicht nur, dass meine Familie dachte, ich würde einem akkutem Vitaminmangel erliegen oder einen elendlichen Hungertod sterben, auch die Bekannten waren teilweise arg verstimmt, dass ich ihre Fleischspezialitäten verschmähte und mich ausschliesslich von den Beilagen verköstigte.
Als dann mein behandelnder Arzt nebenbei erfuhr, dass ich fleischlos lebte, bekam dieser Atemnot und sagte, dass ich dies unmöglich durchziehen konnte. Aus diesem Grund begann ich dann einige Zeit ab und zu doch wieder Hühnchen zu essen. Nicht aber ohne ein schlechtes Gefühl dabei zu haben - und es dann auch wieder aufzugeben.
Die Umwelt gewöhnte sich so nach und nach an meine Esskultur und nach Jahren als Vegetarierin, war ich nicht gewappnet, mich plötzlich wieder mit dem Thema "Fleisch" beschäftigen zu müssen.
In meinem Job als Sozialpädagogin, koche ich einmal pro Woche für die gesamte Sippschaft in unserer kleinen, engen Küche. Für mich war es von Anfang an klar, dass ich vegetarisch koche und habe dies auch vom ersten Tag an gemacht.
Die meisten Kinder sind jedoch grosse Fleischliebhaber, die sich zum Curry unbedingt noch etwas Poulet, zu den Spaghetti dringend etwas Hackfleisch wünschten. Ich blieb meiner Linie treu und nahm die Kritik mit einem Lächeln entgegen. Doch plötzlich wurden auch erwachsene Stimmen laut, die - zwar im humorvollen Sinne -, zu gewissen Gerichten tierische Eiweisse forderten.
Auf einmal musste ich mich wieder rechtfertigen für meine ethischen Einstellungen; Musste erklären, warum ich kein Fleisch essen und kochen will. Dies tat ich bei einer unserer wöchentlichen Diskussionsrunde, wo die Anwesenden interessiert und aufmerksam meinen Schilderungen folgten.
Jene Auseinandersetzung hat mich in meinem Vegetarismus bestärkt. Und vielleicht auch die Kinder und Arbeitskollegen für ihren Fleischkonsum sensibilisiert.
Dankbar, dass alle so verständnisvoll reagiert haben, bin ich mir meines Fleischverzichtes auch wieder viel bewusster geworden; Habe mich mit der Thematik auseinandergesetzt und mich auch gefragt, ob ich nicht gar vegan leben möchte. Vorerst habe ich mich dagegen entschieden. Aus verschiedenen Gründen. - Und so soll jeder für sich seinen Weg finden.
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