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Dies ist meine kleine Kreativ-Ecke in der grossen, weiten Welt des Internets. Hier sammle ich Inspirationen und Herzensdinge, welche mir auf meinem Weg begegnen und das Leben mit ganz vielen Mosaiksteinchen des Glücks und des Innehaltens bereichern. Die Farbpalette ist gross, die Formenvielfalt unendlich...
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Montag, 12. Dezember 2011

Me encanta


Diese Geschichte hat mich persönlich sehr berührt.



Rastlosigkeit. Gedanken durchströmen meine Wahrnehmung, stoßen aneinander, brechen in Fragmente, setzen sich wirr zusammen, ergeben keinen Sinn. Unruhe hetzt meine Glieder, sie bewegen sich haltlos durch den Raum. Ich habe ein Gefühl von Formlosigkeit, das sich breit macht und mich ganz erfasst, mich beherrscht. Ich will hier raus. Ich muss hier raus.

Ich setze mich ins Auto und fahre los. Durch das Grau der Stadt, vorbei an bekannten Plätzen, raus aus der Menge, aus dem Lärm, aus der Masse von nichts sagenden Gesichtern, raus aus der Schnelligkeit und der Leere.  Die Autobahn erwartet mich mit genauso viel Nichtsagendem. Grau. Schnell. Voll.

Vor meinen Augen, die nichts mehr halten können, verschwimmen die Grauen Flecken zu einer einzigen, bleiernen Masse, die mich in sich hinein saugt, mit Heisshunger verschlingt. Ich fühle mich wie zwischen den Welten, verloren, haltlos, gefangen.

Meine Augen können keine Form mehr erkennen, meine Gedanken keinen vernünftigen Satz mehr zu Ende denken. Ich muss irgendwo heranfahren, mich ausruhen. Vielleicht schlafen. Dann sehe ich weiter.

Eine Ausfahrt. Ich kann das Schild nicht lesen. Wo bin ich? Es ist ja auch egal. Ich habe jedes Zeitgefühl verloren, draußen macht sich Dunkelheit breit. Die Müdigkeit drängt sich mir auf, zwingt mich zu halten. Direkt am Straßenrand. Einfach so. Darüber nachzudenken, ob das jetzt richtig ist oder nicht, dafür habe ich keine Kraft mehr. Ich lasse es geschehen.

Draußen riecht es nach modrigem Wald. Sanfter Wind ruft von den Wipfeln der Bäume. Ich gehe zu Fuß weiter. Tiefer, immer tiefer in den Wald hinein. Mein Blick bleibt an den Blättern der Sträucher hängen. Verfängt sich in tausend Grün. Die Farben, die Düfte tanzen um mich, verführerisch verheissen sie Ruhe und Weite. Ich lasse mich hinein fallen, tauche immer tiefer in dieses zauberhafte Wesen. Ich werde Blume und fühle mich schlank und leicht, ich wiege mich im Rhythmus des Windes, strecke mich dem Licht entgegen, lausche unbekanntem Singsang. Tänzelnde Schritte, so sanft und kaum merkbar. Der Himmel spiegelt sich in den Farben meiner Blüten, ich liebe die Zartheit meiner Form. Ich fühle mich so unsagbar schön.

Dann löse ich mich, werde wieder formlos, sinke auf den Boden. Die Erde umarmt mich, wiegt mich tröstend, nimmt mich in sich auf. Ich werde Wurzelwerk, werde Stamm, werde Baumkrone. Ich erhebe mich über alles, wachse immer weiter nach oben, sehe die Vögel zwischen meinen Ästen fliegen, fühle Blätter aus meinen Fingern wachsen. Mein Stamm ist fest und kraftvoll, setzt sich allen Stürmen ungerührt aus. Die Blätter zittern, die Äste krachen und brechen, aber ich bleibe fest verankert. Ich spüre die tiefen Wurzeln im Boden, die Erde umarmt mich und gibt mir Halt, sie nährt mich mit Hingabe und Liebe. Sie weiss immer, was ich brauche und wieviel davon mir gut tut. Ich fühle mich unendlich kraftvoll.

Und wieder löse ich mich auf, gehe in die Formlosigkeit und tauche noch tiefer. Meine Wellen glitzern im Licht der Sonne, Fische schwimmen durch mein Haar, Wasserpflanzen wachsen aus meinen Händen und Füßen. Ein seltsames, kühles und nasses Gefühl durchströmt mich. Ich werde Wasser. Fließe mal langsam, mal schneller, sehe den Himmel in mir, spreche zu den Steinen in meinem Flussbett. Sie erzählen mir Geschichten von längst vergangenen Zeiten, von Menschen, denen sie begegnet sind, von Kriegen und vom Frieden und Freude. Schon immer haben Menschen und Tiere aus mir getrunken, jetzt erinnere ich mich selbst, sie haben an meinen Ufern Rast gemacht, haben oft ihre blutenden Wunden in mir gewaschen. Ihre Tränen habe ich in mir aufgenommen. Ich fühle mich grenzenlos frei.

Mir ist ein wenig kalt. Ich bewege meine Hand. Erstaunt schaue ich auf meine Finger. Ich muss eingeschlafen sein. Ich liege auf dem Boden, mitten im Wald. Es riecht immer noch modrig und sanftes Sonnenlicht scheint auf mein Gesicht. Wie lange liege ich hier? Habe ich geschlafen? Ein unsagbares Glücksgefühl durchströmt mein Herz. Der Wald hat ein anderes Gesicht bekommen. Ich sehe überall bekannte Gestalten. Die Bäume grüßen, die Blumen lächeln mir zu.
Ein Rabe fliegt über meinen Kopf… und heisst mich willkommen.


- Text von: arsproanima
- Artwork: arsproanima

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